Dr. Michaela Friedrichs

Story

„Die Promotion hat mir gezeigt, dass ich jedes Ziel erreichen kann.“

Frau Dr. Friedrich, was war das einschneidendste Ereignis Ihres Lebens?

Privat ganz klar: Die Geburt meiner drei Kinder. Beruflich war es die Promotion und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten.

Kommen wir zuerst zur Promotion. Können Sie kurz den Bildungsweg dorthin skizzieren?

Alles hat mit einer dreijährigen Ausbildung zur Augenoptikerin angefangen. Das zählt in Deutschland zum klassischen Handwerk. In den letzten Jahrzehnten hat sich das allerdings mehr in die Richtung des in angelsächsischen Ländern etablierten Berufs des Optometristen verändert. Dort ist die Berufsausbildung nur mit einem Hochschulstudium möglich.

Sie konnten also ohne Studium keine Optometristin werden, richtig?

Genau. Ich stand nach der Ausbildung vor der Wahl, die Meisterschule zu machen oder ein Hochschulstudium.

Sie haben sich für das Studium entschieden.

Ja. An der EAH Jena absolvierte ich zuerst ein Diplom-Studium der Augenoptik, danach ein Master-Studium Augenoptik/Optometrie an der TFH Berlin.

Später haben Sie dann promoviert. War das von Anfang an Ihr Ziel?

Nein. Ich habe, ehrlich gesagt, nie darüber nachgedacht zu promovieren. Nach dem Studium bin ich über ein Projekt wieder an die EAH gekommen. Erst da hat mich ein Professor für die Lehre begeistert und mir eines Tages gesagt, ich wäre eine Kandidatin für eine Promotion. Ich habe spontan gesagt, das wäre nichts für mich. Aber er blieb hartnäckig und hat mich motiviert, mich auf ein Stipendium zu bewerben. Schon damals hatte er gesehen, was ich erst viel später erkannt habe: Die Promotion wird deinen beruflichen Werdegang deutlich verändern.

Inwiefern?

Durch die Promotion habe ich erkannt, was ich alles kann und dass ich ein Ziel erreichen kann, wenn ich entsprechend daran arbeite. Ich bin in meinem Job heute sehr glücklich. Ich arbeite in Lehre und Forschung und mache beruflich das, was mir Spaß macht. Ich unterrichte und organisiere gern. Ich schreibe gern und bin gerade dabei, mein viertes Fachbuch zu veröffentlichen. Ich werde sehr oft als Referentin zu Kongressen eingeladen. Viele dieser Dinge hätte ich ohne Promotion so vermutlich nicht machen können. Es hat sich wirklich sehr viel daraus ergeben.

Das klingt vielversprechend. Sie haben also in der Augenoptik/Optometrie promoviert und sind dann…

Nein, so einfach ging das nicht. In der Augenoptik/Optometrie selbst gibt es keine Promotionsmöglichkeit, weil die Studiengänge nur an Hochschulen, nicht an Universitäten angeboten werden. Inhaltlich wäre sicher die Medizin oder Physiologie am passendsten gewesen – das ist jedoch für einen Hochschulabsolventen nicht möglich. Da ich einen Diplomabschluss habe, war aber eine Promotion im Ingenieurswesen möglich.

Sie mussten also im Ingenieurswesen promovieren, um dann in der Augenoptik/Optometrie weiterarbeiten bzw. forschen zu können?

Ja. Und das zeigt auch die Schwierigkeit auf, in dem der Beruf des Augenoptikers/Optometristen in Deutschland steht. Hier gibt es in der Akademisierung noch viel zu tun.

Haben Sie zwischen Studium und Promotion bzw. während der Promotion gearbeitet?

Ja – zu beidem. Ich habe nach dem Diplomstudium angefangen zu arbeiten und habe sowohl während des Masterstudiums als auch während der Promotion als Projektmitarbeiterin für Forschung und Lehre im Bereich Augenoptik/Optometrie der EAH Jena und freiberuflich gearbeitet. Ich wollte den Bezug zur Praxis nicht verlieren.

Das klingt nach einem vollen Tagesplan.

Ja, die Tage waren voll, wobei die Arbeit bei mir immer im Vordergrund stand. Letztlich habe ich deshalb auch 6 Jahre für die Promotion gebraucht.

Sie sagten anfangs, Sie haben drei Kinder. Kamen sie nach der Promotion auf die Welt oder wie bringt man das unter einen Hut?

Zwei Kinder habe ich während dieser Zeit bekommen. Und beruflich war da auch viel zu tun. Das war eine Zeit, die wirklich sehr intensiv war. So richtig entspannt meine Forschungsaufgaben zu verfolgen war da selten möglich. Aber man wächst mit seinen Aufgaben und trotz allem habe ich aus der Zeit enorm viel mitgenommen.

Wenn Sie jetzt die Promotion noch einmal Revue passieren lassen: Was war das Highlight?

Ich habe angefangen, mich mit interdisziplinären Zusammenhängen zwischen Sehen und anderen Körperfunktionen und -systemen zu beschäftigen. Also beispielsweise, welchen Einfluss eine Haltungsstörung auf das Sehen hat. Mich hat dabei beeindruckt, wie vernetzt das alles im Körper ist und wie wenig Möglichkeiten wir auf der technischen Seite haben diese Zusammenhänge zu erfassen. So bin ich auch verstärkt zur Neurophysiologie und -psychologie gekommen, was meine Art, das visuelle System zu untersuchen und die Inhalte zu lehren, deutlich verändert hat. Ein anderes Highlight stammt noch aus dem Studium: das Praxissemester habe ich in einem Augenoptikergeschäft gemacht, deren Hauptschwerpunkt die Kinderoptometrie ist. Das hat mich seitdem nie mehr losgelassen und ist Teil meiner Lehr- und Forschungstätigkeit geworden.

Was bedeutet Bildung für Sie?

Bildung bedeutet für mich vor allem Freiheit. Und natürlich Wissen erlangen zu dürfen und selbst Wissen zu vermitteln. Damit ist es möglich selbstbestimmt zu denken und zu handeln. Ein hohes Gut, das wir immer wieder schätzen sollten.

Eine letzte Frage: Streben Sie noch eine Professur an? Wenn ja, warum?

Fast 20 Jahre Forschung und Lehre haben mir sehr viel Freude bereitet und ich bin besonders gern in meinen Spezialgebieten Kinder- und Interdisziplinäre Optometrie tätig. Außerdem vermittle ich mein Wissen gern an Studierende. Die Antwort ist ja. Ich strebe noch eine Professur an, in der ich insbesondere meine Spezialgebiete und meine vielen praktischen Erfahrungen nachhaltig einbringen kann, um eine wichtige Profilierung im Fachgebiet der Augenoptik/Optometrie zu festigen.

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